Speisen und Gebote

Zuletzt bearbeitet am 29. November 2020

Vor weniger als zwei Jahren hätte ich keine zuverlässige Antwort auf die Frage geben können, ob bestimmte Gebote und Satzungen für die Nachfolger Jesu ebenso bindend sind, wie für den Hebräer des alten Bundes. Daher möchte ich dies am Beispiel des Schweinefleisches beleuchten. Das alte Testament drückt sich an einigen Stellen recht deutlich aus, was dieses betrifft (Dt 14:8; Jes 65:4; Jes 66:17). Es gibt auch im neuen Bund einige Aussagen, die für die weitergehende Einhaltung der Speisegebote sprechen. Bspw. erwähnt Petrus in Apg 10:14, dass er -mehr als 10 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung- noch immer nichts Unreines gegessen habe. Auch in Apg 10:28 bestätigt er, dass  sich die Erscheinung aus Apg 10:11-17 auf noch nicht gereinigte Menschen bezog, und nicht unbedingt im Zusammenhang mit irdischen Speisen steht. Doch wenn Jesus selbst in Mk 7:18-19 alles, was in den Mund hineingeht als „nicht verunreinigend“ erklärt, dann werde ich ihm glauben. Nun kann ich der Ansicht sein, dass ein unreines Tier zur Zeit Jesu sowieso nicht als Speise angesehen wurde, darum könnte ich diese Aussage nicht als „Freifahrtsschein“ zum Essen von Schweinefleisch nutzen. Doch Paulus scheint Jesu Aussage zu bestätigen:
1. Timotheus 4:4-5 Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet. Römer 14:14 Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, daß nichts an sich unrein ist; nur dem, der etwas als unrein ansieht, dem ist es unrein. 1. Korinther 10:25 Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, eßt, ohne es um des Gewissens willen zu untersuchen! 1. Korinther 10:27 Wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt, und ihr wollt hingehen, so eßt alles, was euch vorgesetzt wird, ohne es um des Gewissens willen zu untersuchen.
Hä? Wie jetzt? Ist Gott etwa unentschlossen bezüglich seiner Aussagen? Nein, das ist ausgeschlossen (Lk 16:17; Tit 1:2). Wenn mir der Weg/das Wort also nicht geradeaus gehend ist (Spr 8:9; Hos 14:10; Ps 33:4; Ps 19:9 (eig. V. 10)), dann stimmt etwas mit meiner Perspektive nicht. Wenn ich nun denke, dass Jesus die Speisegebote aufgelöst (vgl. Mt 5:17) oder sie eigenmächtig beseitigt (vgl. bes. Eph 2:15) hätte, dann könnte der Gedanke aufkommen dass er sich einer klaren Anordnung des Vaters widersetzte. Das jedoch kann nicht wahr sein (Joh 15:10), also muss ich den zugrundeliegenden Glauben Jesu -den wir gem. Jak 2:1 ja haben sollen- verstehen. Darum empfiehlt er in Mt 9:13 den Pharisäern auch zu lernen was diese Aussage Gottes bedeutet: „Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer.“ Dies sagt er im Kontext von Mt 12:3-5, wo er erklärt, dass sowohl von David als auch von den Priestern das Gesetz -dem Buchstaben nach- zwar nicht eingehalten wird, sie aber dennoch schuldlos sind. In Mt 12:7 greift er diese Hausaufgabe nochmals auf und erwähnt wieder, dass sie der Erkenntnis von Schuldlosigkeit dienlich ist. Wenn ich nun bspw. Ps 51:16 (eig. V 18) oder Hos 6:6 mit 1 Sam 2:29 und wiederum mit Jer 7:22 vergleiche, könnte ich nach dem Lesen von Jes 66:3 schon wieder auf die Idee kommen, dass Gott sich selbst widersprechen würde. Da das Wort gut (Röm 7:12) und sowohl Wahrheit ist als auch bleibt bis Himmel und Erde vergehen und ich es nicht auflösen darf (Mt 5:19), muss das Gesetz geistlich beurteilt werden (Röm 7:14) wenn ich alles glauben will, denn gelesen im Alten des Buchstabens erscheint es zuweilen widersprüchlich wie eine Torheit (1 Kor 2:14). Ich denke ja auch nicht dass Jesus sich selbst widerspricht, wenn er in Mt 16:6 vom Sauerteig redet und kurz danach in Mt 16:11 sagt, dass nicht von Brot die Rede war, denn hierbei ist die geistliche Deutung ja bereits geläufig. Ebenso wie beim o.g. Beispiel aus Mk 7:14-23 deutlich hervorgeht, dass nicht die nichtige (1 Kor 6:13), irdische Speise den Menschen verunreinigt, sondern die Frucht der geistlichen Speisen.
Hebräer 13:9-10 Laßt euch nicht fortreißen durch verschiedenartige und fremde Lehren (Eph 4:14)!  Denn es ist gut, daß das Herz durch Gnade gefestigt wird, nicht durch Speisen, von denen die keinen Nutzen hatten, die danach wandelten. Wir haben einen Altar, von dem zu essen die kein Recht/Vollmacht haben, die dem Zelt dienen.
Ich will mich nach 1 Kor 6:12 nicht von etwas Unnützem (Joh 6:63), also auch nicht von einer nutzlosen Lehre beherrschen lassen (vgl. Kol 2:20; Heb 7:18; 1 Tim 4:2-3; Jak 2:20, beachte aber auch 2 Petr 2:18-19).
1. Korinther 8:7-12 Die Erkenntnis aber ist nicht in allen, sondern manche essen es, da sie bis jetzt an den Götzen gewöhnt waren, als Götzenopferfleisch, und ihr Gewissen, da es schwach ist, wird befleckt. Speise aber macht uns nicht angenehm vor Gott; weder sind wir, wenn wir nicht essen, geringer, noch sind wir, wenn wir essen, überreich. Seht aber zu, daß nicht etwa diese eure Freiheit den Schwachen zum Anstoß werde! Denn wenn jemand dich, der du Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tisch liegen sieht, wird nicht sein Gewissen, da er schwach ist, erbaut werden, die Götzenopfer zu essen? Und durch deine Erkenntnis kommt der Schwache um (Röm 14:23), der Bruder, um dessentwillen Christus gestorben ist. Wenn ihr aber so gegen die Brüder sündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, so sündigt ihr gegen Christus.
Die Erkenntnis, das Verstehen warum es mir erlaubt ist, macht also bei exakt derselben Handlung den Unterschied zwischen Freiheit und Tod aus! Denn die Erkenntnis verschafft mir das vor Gott notwendige reine Gewissen (1 Joh 3:21; Ps 24:3-4; vgl. 1 Petr 3:21)! So ist mir im neuen, besseren Bund unter dem Gesetz des Geistes des Lebens in Christus, das mich frei gemacht hat vom Gesetz der Sünde und des Todes (Röm 8:2) nun zwar alles erlaubt, aber nicht alles erbaut mich (1 Petr 2:5) oder meinen Nächsten (1 Kor 10:23) und nicht dem Fleisch diene ich (Röm 8:12), noch suche ich darin zu sein (Röm 8:8) wenngleich ich noch darin wandele (2 Kor 10:3), aber nicht darin kämpfe (1 Tim 1:18-19).
Römer 7:25 Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! Also bin ich Sklave – nun selbst mit dem Verstand dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde (vgl. Röm 8:10).
Da mein Kampf also nicht mit dem Fleisch ist (Eph 6:12), tue ich Gott keinen Gefallen (Hiob 35:6-7), wenn ich mit etwas „fleischlichem“ – also etwas irdischem kämpfe. Denn in der durch Christus bewirkten Erneuerung meines Denkens werden die Handlungen des Fleisches gewissermaßen automatisch der Denkweise Gottes untergeordnet (Röm 8:13), wenn ich in Christus -dem Wort- bleibe. Was diesen Zeitlauf betrifft, wird all jenes zu Nichtigkeit gemacht werden (2 Kor 4:18; 2 Petr 3:10), was ich nicht mitnehmen kann (1Tim 6:7). Darum will ich mich der Verstrickungen dieser Weltzeit enthalten (1 Kor 9:25), um meinen Lauf gut vollenden zu können (2 Tim 4:7; Apg 13:36). Meine Worte, also die Frucht der ewigen (Joh 6:58) geistlichen Speise der ich täglich meinen Verstand widme (Kol 3:2), kann ich jedoch mitnehmen und -sofern sie auch in Bezug auf Gott und sein Wort wahr und zuverlässig sind- Gott darbringen (Hos 14:2, eig. V 3).
Galater 6:8 Denn wer in sein Fleisch hinein sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber in den Geist hinein sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.
Wenn ich mich selbst beurteilte, so würde ich nicht gerichtet (1 Kor 11:31). Da jedoch die objektive Beurteilung per Definition nicht aus meiner Sicht auf mich selbst funktioniert, muss ich mich -und das was ich glaube- nach den Maßstäben Gottes beurteilen. Dabei will ich weder einen aufrichtig erscheinenden Weg gehen (Spr 14:12; Spr 16:25), noch Böses gut nennen (Jes 5:20), denn ich will nicht die Freiheit als Deckmantel der Bosheit haben (1 Petr 2:16; Gal 5:13). Wenn ich das zweite, dem ersten gegenüber gleich große Gebot einhalten und damit in Christus bleiben will, so kann ich meinen Nächsten weder in Bezug auf seinen irdischen Besitz (Haus, Auto, Job, Vermögen, etc…) noch um seine Frau (2 Petr 2:14) beneiden. Noch werde ich ihn belügen (1 Joh 4:20), bestehlen (Römer 13:8), betrüben (Röm 14:15; 1 Kor 10:28-29) oder gar ermorden (1 Joh 3:15). Auch meine Eltern -sowohl die meines Fleisches (Heb 12:9) als auch den himmlischen (Joh 1:13)- will ich ehren, um meine Tage zu verlängern (Ex 20:12).
Römer 13:9-10 Denn das:“Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren“, und wenn es ein anderes Gebot, ist in diesem Wort zusammengefaßt:“Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (vgl Gal 5:14).“ Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Die Erfüllung des Gesetzes ist also die Liebe.
Wenn ich Gott wirklich liebe, kann ich seinen Namen nicht zu Nichtigem aussprechen. Dann kann ich mir kein Bild von irgendetwas zum davor Niederwerfen machen. Und dann werde ich meine Zeit überwiegend mit dem Vater, seinem Wort und der (Auf-)Erbauung seines Hauses verbringen und mich so wenig als möglich von den Sorgen und Vergnügungen (2 Tim 4:10; Lk 21:34) dieses Zeitalters umstricken lassen, denn ich will dem Ursprung meines Seins (Mal 2:10; Heb 2:11) gegenüber nicht unfair geteilt sein (1 Kor 7:32-34). Darum will ich alle(s) andere(n) weniger lieben als Gott, auch mein eigenes Fleisch (Gen 2:24), die Körner die ich säe (1 Kor 15:37) und ich selbst können nicht an erster Stelle stehen (Lk 14:26; Lk 18:29). Doch wenn ich Gott wirklich liebe, dann liebe ich auch jedes seiner Kinder (1 Joh 5:1), insbesondere seinen Erstgeborenen – meinen Herrn Jesus Christus.
1. Petrus 4:1-3 Da nun Christus im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit derselben Einsicht- denn wer im Fleisch gelitten hat, hat mit der Sünde abgeschlossen- (vgl. Heb 11:25-26), um die im Fleisch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben. Denn die vergangene Zeit ist genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben (vgl. Eph 4:17).
Auch werde ich meinen Ruhetag halten, soweit es mir möglich ist (Mt 12:12), denn ansonsten fällt es mir evtl. irgendwann schwerer, zur Ruhe zu kommen und mich ungeteilt mit der Schrift/dem Wort Gottes zu beschäftigen. Oder ich unterlasse dadurch, auch mich selbst zu lieben, indem ich mich zu wenig von guter geistlicher Speise nähre.
Hebräer 9:8-10 Damit zeigt der Heilige Geist an, daß der Weg zum Heiligtum noch nicht geoffenbart ist, solange das erste Zelt noch Bestand hat. Dieses ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit1, nach dem sowohl Gaben als auch Schlachtopfer dargebracht werden, die im Gewissen den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst ausübt. Es sind nur- neben Speisen und Getränken und verschiedenen Waschungen- Satzungen des Fleisches, die bis zur Zeit einer richtigen Ordnung auferlegt sind.
Persönlich esse ich übrigens möglichst wenig Schweinefleisch, -nicht weil ich dieses Gebot dem Buchstaben nach einhalten wollte (Gal 3:10)-, sondern weil es mir nicht gut schmeckt. Für mich selbst habe ich Glauben vor Gott (Röm 14:22), für meinen Nächsten will ich alles sein (1 Kor 9:22; 1 Kor 10:33), was er braucht um sich Gott zu nahen.

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1 man bedenke die Tempelzerstörung 70 n. Chr. durch die Römer. Seither gibt es kein erstes Zelt mehr …

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