Meine Glaubensgeschichte

Ich wuchs seit meiner Kindheit mit christlichen Werten auf und bin auch von meiner Mutter stets unterstützt worden, mein Leben nach diesen auszurichten. Tatsächlich „dran geblieben“ bin ich aber leider nur etwa bis zur Pubertät, danach entwickelte sich mein Glaubensleben mehr zu einem „mitlaufen“, ich war zwar davon überzeugt, dass es Gott gibt und er mich lieb hat, aber dieses Gefühl tatsächlicher Nähe zu ihm ging mir immer wieder verloren, es beschränkte sich auf wenige Highlights – meistens in einem berührenden Lobpreis in der Gemeinde, auf einer christlichen Konferenz die ich besuchte oder bei einem anderen Event dieser Art. Ich habe nacheinander in unterschiedlichen Gemeinden die Gottesdienste jeweils über mehrere Jahre besucht und irgendwann wurde ich sehr liebevoll in meiner damaligen Gemeinde aufgenommen. Auch hier kam es hin und wieder mal zu wunderbaren Momenten mit Gott, aber eine wirkliche Konstanz hatte ich nicht darin. Dann verlor ich leider mehr und mehr das wirkliche Interesse an Gott und den ihn betreffenden Dingen, so dass ich eine ganze Zeit lang nur noch egoistisch für mich selbst leben wollte – und das auch getan habe. Ich zog mich aus den Gottesdiensten zurück und kam den Räumlichkeiten und Menschen dort bestenfalls noch zu Weihnachten oder Silvester nahe, nur um der großartigen Frau die Gott mir damals schon geschenkt hatte einen Gefallen zu tun. Eben diese Frau hat mich über Jahre hinweg durch ihren Lebensstil und ihre liebevoll-demütige Haltung mir gegenüber -ohne mich mit Worten zu drängen- für die Möglichkeit geöffnet, wieder den Schritt zu meiner damaligen Gemeinde hin zu wagen. So besuchte ich irgendwann wieder die Gottesdienste, hatte hier und da wieder ein Highlight mit Gott und plätscherte wieder vor mich hin. Am 08.01.2017 musste ich an ein Gespräch denken, welches mich unterbewusst schon lange begleitete, auch wenn ich bereits ein Jahrzehnt lang nicht mehr darüber nachgedacht hatte. Ich stellte fest, dass ich – entgegen meiner bisherigen Meinung – jemandem eine Sache zu vergeben hatte, was ich dann auch umgehend tat. Noch am selben Tag wollte ich auf einmal unbedingt wissen, was die Schrift zum Thema Ehe und Sexualität zu sagen hatte, denn wirklich genaue Angaben dazu konnte ich nirgends finden, alles was ich sah und hörte waren für mich Meinungen von Menschen. Also begann ich selbst zu lesen, verstand jedoch immer weniger davon, je mehr Informationen ich aufsog. Zwei Tage später gab ich auf und betete sinngemäß etwa das Folgende: „Gott, ich will Dich und was Du mir zu sagen hast wirklich verstehen, aber ich schaffe es nicht, mein Kopf ist zu klein dafür, kannst Du mir helfen? Es ist mir egal, was es kostet und wie es mit mir weitergeht, aber ich will nichts mehr wichtiger nehmen als Dich, was auch immer dabei auf der Strecke bleibt. Ich stelle keine Bedingungen mehr, was Du von mir haben darfst und was ich mir selbst noch vorbehalten möchte, sei Du der unangefochtene Kapitän meines Lebensschiffes, ich will nicht mehr täglich eine Meuterei anzetteln. Übrigens Gott, ich habe gerade gelesen, dass Du das Gebet von Salomo damals ganz gut gefunden hattest … dann bitte ich Dich auch um Deine Weisheit, okay?“ Auch wenn das die letzte in einer ganzen Reihe von so genannten Lebensübergaben war die ich zuvor schon gemacht hatte, so spürte ich in diesem Moment zum ersten Mal eine wirkliche Veränderung meiner Wahrnehmung. Kurz darauf blickte ich wieder in meine Olive-Tree-App und konnte plötzlich nicht mehr davon lassen. Bis dahin schien es mir immer eine kleine „Mühe“ gewesen zu sein, die Schrift tatsächlich zu lesen, ich musste mich zuvor immer ein wenig überwinden, sie in die Hand zu nehmen. Seit diesem Abend lese ich täglich. Um ein möglichst ungefärbtes Bild bekommen zu können, habe ich mich für die ersten viereinhalb  Monate meines Lesens (abgesehen von den Predigten in meiner Gemeinde) mit keiner anderen Auslegung beschäftigt, keine anderen Predigten, Bücher oder YouTube-Videos konsumiert, ich wollte die Schrift nur für sich selbst sprechen lassen. Nach etwa drei Monaten las ich so, wie ich es heute tue. Und seitdem gibt es für mich vor und nach einem anstrengenden Arbeitstag keine größere Freude mehr, als endlich wieder weiterlesen zu können. Seit dem 02.07.2017, dem Tag an dem ich um 00:45h zu meiner Frau in die Küche lief und sagte: „Schatz, ich glaube ich habe Gott verstanden“ -gemeint war nicht die Fülle seiner Gedanken sondern die Person an sich-, lebe ich in einem permanenten Bewusstsein von Gottes Gegenwart, unabhängig von der Situation in der ich mich gerade befinde, nicht mehr nur in besonders „heiligen“ Momenten. Heute betrachte ich mich nicht (mehr) als einer bestimmten „Strömung“ des Christentums zugehörig. Weder bin ich katholisch, evangelisch, pfingstlich, charismatisch, adventistisch, evangelikal, oder konservativ, noch zwänge ich mich in eine Schublade wie Mormone, Zeuge Jehovas, Opus Dei oder Jesus-Freak. Ich bin nur ein Mann, der Jesus von ganzem Herzen nachfolgen will.